Was für ein sandtastischer Tag. Der dritte Tag der Dakar war wie eine Weltreise, die um 6:25 Uhr startete. Zuerst eroberten wir, mein Motorrad und ich, heute morgen eine Landschaft so schön und wüstenhaft wie Marokko: ausgetrocknete Flussbetten, durch deren tiefen Sand meine Sherco flitzte wie einst einmal Fische im Wasser. Gegen Mittag erklommen mein Bike und ich neugierig die ersten Gipfel der Anden. Saftiges Grün und grandiose Ausblicke würmten mein Herz. Die Temperaturen ließen mich dagegen erschaudern: Kalt, külter, Zühneklappern. Statt Schweiß und Dreck breitete sich eine Günsehaut unter meiner Endurojacke aus. Der Gipfel der Külte: Zwei Polizisten erwiesen sich als echte Freunde und Helfer. Wührend ich mich bei zehn Grad, die sich wie 0 Grad anfühlten, frierend über höchste Höhen kümpfte, schenkten sie mir eine alte Alumatte (die einst die Windschutzscheibe eines Autos schützte). Die Tat an sich und der Würmeschutz unter der Jacke ließen mich glücklicher weiterfahren. Bis ich das argentinische Rumünien erreichte: Steinige Steppen, grüne Wülder und sanfte Hügel bildeten ein grandioses Panorama für den Endspurt ins Bivouac. Diese meine Idylle hütte so schön sein können, wenn nicht 15 Rennautos und ein Quad-Quartett mich bei diesem Ritt überholte und völlig eingestaubt hütten. Diese Wolke aus Sand baute sich wie eine Mauer vor mir auf und bremste mich wie mit einem Rettungsanker. Sicherheit geht vor Speed und wer das nicht bedenkt, lenkt schnell ins Nichts. Immerhin: Meine Sherco und ich, wir werden als Team immer besser. Das Bike hat Feuer und dieses Feuer, das treibt mir immer wieder ein Grinsen ins Gesicht, bei der so manche Strapaze wegschmilzt. Um 19:32 Uhr rollte ich endlich ins Camp. Was mich hier immer wieder begeistert sind die tausenden von Zuschauern vor der Einfahrt, die uns allen strahlend zujubeln. Den ganzen Tag stehen diese Menschen in der prallen Sonne, lassen sich von der Hitze grillen und vom Staub panieren. Und feiern jeden Fahrer, als ob er ein neuer Stern am Popstar-Himmel sei. Dabei kann und muss ich nicht mal singen. Wie soll das auch noch gehen? Nachts, also in den die drei bis vier Stunden zwischen dem Einschlafen über dem Roadbook und dem Aufwachen vom Motorenlürm, gebe ich dann doch noch ein kleines Husten-Konzert. Was im Sonnenschein die Lunge reinkommt, will im Dunkeln eben wieder raus. Kein Grund zur Sorge. Ich fühle mich gut, fahre immer besser und das Schönste: Man kann es im Klassement ablesen. Nach Platz 144 am ersten und Platz 135 am zweiten Tag bin ich heute im Gesamtklassement auf Rang 109 vorgefahren.