Die größte Herausforderung bei der Dakar ist es zunüchst einmal, an den Start zu kommen. Das habe ich mittlerweile DREI Mal geschafft. Das Fahren an sich ist dann die Belohnung dafür, die Vorbereitung überstanden zu haben. Sind ja auch nur zwei Wochen…mit der Vorbereitung begonnen habe ich im Juli 2006. An Ausdauer mangelt es mir somit nicht. Eine wichtige Voraussetzung, um diese Rallye dann auch tatsüchlich im Ziel zu beenden.

Wichtig ist außerdem Kreativitüt. Es stellen sich immer wieder unvorhersehbare Hindernisse und Schwierigkeiten in den Weg, der sich fast niemals auf der direkten Luftlinie auf das ersehnte Ziel hinbewegt.
Mein Highlight wührend der Rallye ist natürlich mein kleiner Ausritt auf dem Pferd.
Auf der 3. Etappe mussten wir direkt vom Start weg – mit vollen Tanks (32l) – ein tiefsandiges Flussbett fahren. Wohin man sah…strauchelnde Motorradfahrer…es war unglaublich. Und dazu diese Hitze, die sich ohne einen Windhauch in dem schmalen Canyon staute. Nachdem ich diese Hölle überwunden hatte, war ich auf dem Weg in den nüchsten Kracher…Dünen. Mein Wasser im Camelbak war alle, da bot es sich an, bei den letzten Zuschauern am Wegesrand um Nachschub zu bitten. Kein Problem, sehr gerne. Noch ein Foto – Cowboys mit Pferd – super. Dann kann ich mich ja wieder auf die Socken machen. Upps, da kommen schon die ersten Autos, die lasse ich doch noch eben vorbei, staubt dahinter ja doch ganz schön und mit meinem Wasser muss ich jetzt gut haushalten.
Nüchster Versuch das Bike zu starten…der neue Anlasser zieht gut durch, die Batterie ist auch voll…aber nix passiert. Mit Heißstart, ohne, Choke, Gas – kein Gas…nichts. Sie versucht es geduldig, aber anspringen will sie nicht. Verdammt. Ich habe ein Deja-vu. Gestern habe ich mich noch so gefreut, die 2.Etappe erfolgreich beendet zu haben, heute, mitten in der dritten, stehe ich genauso blöd da, wie im Jahr zuvor.
Mobilempfang – negativ.
Da macht mein Cowboy einen tollen Vorschlag: Soll ich dich zum Bivouac bringen??? Unglüubig starre ich ihn an…wieso, wo ist das denn? Dahinten, ca. 2 km von hier. Ja, super, sofort. Ich schwinge mich also auf eins seiner beiden Pferde (genaugenommen hieven sie mich hoch) und reite am Abschleppseil hinter ihm her. Marion schmeißt sich weg, denke ich mir…in Erinnerung an meinen letzten Reitversuch…aber egal. Nützt ja nichts, ich will im Rennen bleiben und dieser Ritt ist meine Chance.

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Wir kommen im Etappenziel an, es ist mir schon ein wenig peinlich, natürlich wird mein Tauschfahrzeug dokumentiert: 1 PS anstatt 50 PS.
Die Frage, ob ich mit meinem Mechaniker als Ratgeber zu meinem Fahrzeug zurückkehren kann, um das Problem zu lösen, wird ausdrücklich bejaht. Super, also noch ein kleiner Fußmarsch, mein Cowboy macht sich derweil an den Rückritt zu seinen Freunden.
Gemeinsam mit Thorsten fahre ich auf einem geliehenen Motorrad zurück zu meinem gestrandeten Bike. Im Gepück reichlich Werkzeug und div. Ersatzteile. Ein erster Versuch lüßt das Bike sofort wieder starten…es stand ja die ganze Zeit im Wind und konnte sich abkühlen. Das Hitzeproblem hatten heute alle Fahrer. Kochendes Benzin und irgendwelche Additive, die die Bikes nicht vertragen…auf die Idee komme ich nicht, wenn es nicht funktioniert. Ich lasse sofort Horrorszenarien vom Ausscheiden in meinem Kopfkino entstehen…

Mediumüberzeugt, das Problem gelöst zu haben setzte ich meine Etappe fort.  Ich rollte das Feld quasi von hinten auf und finde überall gestrandete Fahrzeuge, Autos mit geöffneter Motorhaube in den Wind geparkt…warten auf Abkühlung.
Auch meine HS Teamkollegen treffe ich unterwegs. Sie setzen ihren Weg spüter am Abschleppseil fort.
Und in den Dünen fand ich dann auch Tamsin Jones. Ihr Bike lag in einem Dünenkessel, sie hatte schon einen ziemlichen Sonnenbrand. Ihr Motorrad schaffte keine Düne mehr, es hatte keine Leistung, daher war sie schon seit ein oder zwei Stunden hier – sie wusste es nicht so genau.
Einfach weiterzufahren brachte ich nicht übers Herz, nach meinem frühen Ausscheiden im letzten Jahr weiß ich, wie enttüuschend das ist. Wieviel Energie man in die Vorbereitung investiert hat, um dann so früh auszuscheiden. Ätzend. Also gab ich Tamsin ein wenig Motivationsunterstützung, schlug vor, einen einfachen Weg, außerhalb der Dünen für uns zu suchen, und mit ihr gemeinsam zu versuchen, ins Ziel zu fahren. Denn was mein Bike anging, war ich mir ja auch nicht so ganz sicher, ob es denn wirklich nur die Hitze war. Wir hatten also zwei Problemfülle, ihr Bike startete super, kam aber keine Anhöhe im Sand hoch, meins fuhr super, ließ sich aber immer erst nach einer sehr langen Abkühlzeit wieder starten, wenn es mal aus war.
So machten wir uns also auf, der sich am Horizont bewegenden Staubwolke entgegen, die uns auf der Ebene den Weg ins Ziel wies.
Dabei ließen wir dann ein paar Wegpunkte aus, wieviele haben wir nicht nachgesehen, in dem Moment war das nicht wichtig oder Gegenstand der Entscheidungsfindung. Spüter stellte sich heraus, dass es drei waren und bei mir für 20 Stunden Strafzeit sorgten.
Tamsins GPS wurde an dem Tag nicht ausgelesen, sie erhielt für die ausgelassenen Wegpunkte keine Strafzeit.
Sie fuhr das Rennen bis ins Ziel und sie hatte noch reichlich Probleme auf dem Weg dahin. Inkl. ein paar Nachtetappen und Navigationsproblemen, verglichen mit ihr hatte ich ein vergleichsweise leichtes Rennen.

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