Meine Unterarme fühlen sich an, als hätte ich sie abgeschraubt und mal schnell in der Waschmaschine geschleudert. „Diese sch**** Steine, Mistdinger, ich kann sie nicht mehr sehen“ brülle ich laut in meinen Helm. Die Kamera hat durch das Geschüttel ihren Geist aufgegeben, Aufzeichnungen des Gefühlsausbruch sind nur in meinem ebenfalls durchgerüttelten Hirn. Tina fährt neben mir und gibt nochmal Stoff. Ich merke, wie ich die Zähne zusammenbeisse und sich mein Gesicht kampfbereit verzieht. Mit Stossatmung a la Puffi, die Lokomotive, dreh ich nochmal am Hahn und fege mit der 400er EXC über die Piste. In Lichtgeschwindigkeit, so meine Wahrnehmung. Rumms – wieder verschlägt‘s mir den Lenker, ich bleib drauf. Meine Gedanken springen mit dem Vorderrad hin und her. Ich schwanke zwischen „ sich mit über 100 Sachen langzulegen wär äusserst ungünstig“ und „Schneller! Da geht noch was! Schneller!“ Nach etwa 10 Minuten muss ich aus dem Höllenritt wieder runter in die „flotte Fahrweise“ schalten, das aufgeklappte Messer kommt wieder brav in die sichere Hülle. Im Gedanken schüttel ich heftig den ohnehin schon beanspruchten Kopf „ Wie halten das die Profis nur aus? 175km/h Spitze, 700km am Tag, 15 Tage lang. Verglichen mit diesen Ausserirdischen bin ich regelrecht über die Piste geschnarcht.“

Der 120km lange Abstecher über einen Track der „alten Dakar“, deren Route bis 2007 noch tatsächlich nach Dakar führte, liess dennoch Träume wahr werden. Nebst den ungeliebten Steinen wartete der Track von Merzouga zur Oase Mharech kleine Dünen, tiefe Sandfelder, in denen wir unser Begleitfahrzeug verloren, da es kein Vor und Zurück mehr für den Landrover gab, ausgetrocknete Flussbetten mit heimtückischen Rissen und natürlich Fesh-Fesh auf.

Kurz: so wie sich Frau nunmal einen perfekten Urlaub vorstellt. Und wer nun glaubt, die Frau Huber ist ein wenig eigen, der irrt.

 

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4 Frauen trafen sich, um gemeinsam mit der erfolgreichen Rallyefahrerin und Dakar Finisherin Tina Meier ihr persönliches Abenteuer per Mopped in Marokko zu erleben. Die Hintergründe unterschiedlich, wie die Frauen selbst. Schneller werden. Im Sand besser fahren. Rallyetraining und einfach abschalten – die von mir genannten Ziele für die 5 Fahrtage in der Wüste.
Bereits 2011 war ich mit Tina in Marokko, startete nicht nur den Motor in den Dünen, sondern auch meine Leidenschaft zum Endurofahren. Seit nun exakt 2 Jahren lässt dieser Virus nicht mehr von mir ab, verbringe beinahe jede freie Minute auf meiner geliebten Husky. Seit geraumer Zeit juckt mich eben auch die Lust Rallyes zu fahren. Sportliches Fahren durch atemberaubende Landschaft, die Faszination des Wettbewerbs mit anderen Fahrern und mit mir selbst.
Als großes Ziel für 2013: die Transanatolia im August.

Doch Rallyefahren ist mehr, als Hirnausschalten und den Gasgriff würgen. Erfolgreich ist, wer Fahrtechnik, Ausdauer und perfekte Navigation vereint. Diese Sache mit Roadbook und GPS. Eieiei. Wenn ich meine Erfahrungen damit mal grob überdenke, kommt unterm Strich genau NIX raus.

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Schlechte Voraussetzung. „Zuerst gibst Du dem GPS mal Deinen aktuellen Standpunkt bekannt.“ flötete Tina in ihrer gewohnt völlig zuversichtlichen Art.

Ähhm, ok, würd ich grundsätzlich schon machen….ich hatte mein niegel-nagel-neues Garmin Foretrex 401 bisher nur aus der Verpackung genommen, um die Grundeinstellungen vorzunehmen. Mit Engelsgeduld lotste mich Tina durch das Gepiepse meines GPS. „Und nun die Koordinaten der Roadbook Bilder 3, 9 und 11.“ Pieps, pieps, pieps. „ Dann könnt ihr gleich mal ein wenig von der Tuareg fahren. Yalla!“ Yalla ist arabisch und bedeutet so viel wie „Auf geht’s“. Hab ich wörtlich genommen und bin gleich mit einem Affenzahn dahin gewesen und genauso flott beim ersten Waypoint vorbei. Pfeil links mit gestrichelter Linie heisst „links ins Gemüse fahren“, ich hielt vergeblich nach einem Weg Ausschau. Egal, man lebt und lernt, dreht um und fährt den nächsten Punkt an. Der direkte Weg wäre durch die Dünen, doch Tina empfahl den Punkt am Erg entlang anzusteuern. Nachdem die Navigation von lächerlichen 2 Punkten schon jetzt meine volle Aufmerksamkeit verlangte, ließ ich mich rasch für die b2ap3_thumbnail__Sandra_guck_IMG_0324.JPG

Umrundung der Sandhügel begeistern und landete voller Freude diesmal einen Treffer. Punkt 11 machte bereits etwas übermütig und Laune auf Gas – noch ein Treffer – nun fühlte ich mich wieder mal unbesiegbar und wie die Oberkaiserin der Navigation schlecht hin. Die folgenden Bilder des Roadbooks holten mich aber wieder gekonnt in die Realität zurück. Denn es ist tatsächlich alles andere als einfach, das richtige Bildchen am Roadbook mit dem rechten Auge abzulesen ( wohlgemerkt, das Mopped ist nicht nur in Bewegung, nein es hüpft auch fröhlich über Unebenheiten) und mit dem linken Auge immer schön auf mögliche Bodenkontaktbeschleuniger Ausschau zu halten. Ist dann das korrekte Bildchen erfasst, so zeigt sich gleich, ob man im Kindergarten das Memory-Spielen gespritzt, oder die anderen Zwerge gegen die Wand gespielt hat.
Was relativ überschaubar mit vielleicht 4 Strichen skizziert wurde, entpuppt sich in natura rasch als Spuren-Wirr-Warr, das mit 5-fachem Blick aufs Roadbook nochmal und nochmal überprüft werden muss. Also wieder : rechtes Auge am Büchl, linkes schielt auf den Weg. Rechtes Auge kreuzt das GPS, ungläubiger, rascher Schwenk aufs Büchl, linkes Auge unverändert. Rechtes Auge fokusiert Kilometerstand am GPS, ich war beim Memory im Spitzenfeld, kann locker für 2 Augenblicke am GPS verharren, linkes Auge unverändert. STOP!!!!! Kilometerstand am GPS und am Roadbook sind unterschiedlich und mussten auf Grund des fehlenden 3. Auges nun im Stand kontrolliert und mit Tina diskutiert werden. Die Roadbooks werden oft mit dem Auto erstellt, es reicht, auf eine Kommastelle zu fahren und zwischendurch dann den Tripmaster wieder nachzukorrigieren.

Ein noch langer, spannender Weg steht mir bevor, um, wenn schon nicht zur Oberkaiserin der Navigation zu werden, das Ziel in der Türkei bei der Transanatolia Rallye zu erreichen. Das Girlscamp mit Tina Meier in Marokko war der perfekte Startschuss, das ideale Training. Und abschalten konnte ich dank der tollen Frauen von der ersten Minute weg.

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Und die Fortsetzung der Reise auf dem Weg zur Transanatolia folgt bei der Baja 300 im Tagebau bei Hohenmölsen.
Freut euch auf die Abenteuer, die Frau Huber von dort berichten wird.