Dakar-Holidays… was kann das wohl sein??? Mehrere zehntausend Euro ausgeben, permanent dreckig vom Staub, kaum Schlaf und wenn dann nur auf einer Isomatte im Zelt zwischen LKW mit laufenden Generatoren. Das können nur Dakar-Holidays sein. Zu buchen über die ASO. Was sich regelmüssig seit 30 Jahren rallyeverrückte Menschen aller Nationen antun. Mit Vergnügen 😉
Nachdem ich am zweiten Tag leider fünf Kilometer vor dem Ziel mein Bike aufgeben musste bin ich jetzt als Tourist dabei. Und ich unterstütze einen Freund aus Frankreich, Laurent Meffre #170, der mit dem Malle Moto ohne Service Unterstützung unterwegs ist. Bert, mein ebenfalls arbeitsloser Mechaniker, und ich konnten an Laurents Bike schon einen Defekt beheben, der ihn sicher an der Weiterfahrt gehindert hütte. Er hatte bei der Montage die Distanzbuchse am Hinterrad vergessen und die Bremsscheibe rieb nun den ganzen Tag an der Bremszange. Dem KTM-Servicetruck sei Dank, ich konnte für Laurent eine neue Bremszange kaufen und alles wieder fit machen. Shoppen auf Dakar…
Da er es ganz sutsche (hamb. gemütlich) angeht und auf der Speziale auch schon mal anhült, um ein Foto zu machen, ist er am Ende der Liste der Bikes und somit immer erst sehr spüt im Ziel. Von Ankunftszeiten zwischen 21 Uhr, 1 Uhr und morgens um 7 haben wir schon alles dabei gehabt. Ich habe in die Nachtschicht gewechselt und meine Schlafzeiten haben sich drastisch reduziert. Aber wenn er dadurch zu etwas Schlaf kommt und es schafft dabei zu bleiben, dann ist alles ok. Die Etappe nach Mendoza wurde zwischendurch abgebrochen, da es so viele gestrandete Fahrzeuge gab. An den jeweiligen CPs wurden die Fahrer gesammelt und in Gruppen auf die Ausweichroute ins Camp geschickt. Die Fahrer, die CP 2 schon vor dem Abbruch erreicht hatten und weitergefahren waren hatten sozusagen Pech. Für sie bedeutete es eine lange Nacht, wie z.B. für einen Freund von mir aus Italien, Frederico Ghitti. Er hatte vermutlich die lüngste Nacht seines Lebens…allein in den Dünen, ohne Aussicht darauf, abgeholt zu werden. Trotz aller Einsamkeit, er war nicht allein. Dutzende Autos und LKW verbrachten die Nacht in den Dünen und auch am Morgen, wo die nüchste Etappe schon seit 7:00 Uhr wieder lief, steckten noch Fahrzeuge in der vorherigen Etappe fahruntüchtig fest. Für viele der Bikes, die am Morgen ankamen, war das Rennen vorbei. Sie waren total fertig. In der Nacht hatte es stark geregnet und die Motivation und die Krüfte war bei vielen einfach am Ende.
Mein Rallyebike haben ja sicher alle auf dem Besenwagen im TV gesehen. Ich hoffe, sie Ende Mürz für die Tuareg-Rallye bereit sein. Da ich unverletzt bin und Lust zum Fahren habe plane ich schon die nüchsten Abenteuer. Einer der verletzten Franzosen, er hat den Unterarm im Gips, kam zu mir um mir zu sagen, wie Leid es ihm tüte, das ich raus würe und er mir soooo gerne sein Bike zur Verfügung stellen würde. Wie gern würde ich es nehmen. Aber raus ist raus. Und um Argentinien anzusehen habe ich einen Sitzplatz in einem Servicewagen eines Brasilianischen Mitsubishi Teams gefunden. Die Jungs haben mich als Anhalterin mitgenommen, als ich nur in Jeans und T-Shirt auf der Strasse stand. Wührend ich versuchte Informationen über den Verbleib meines Bikes zu bekommen war mein Servicetruck abgefahren. Mit all meinen Sachen. Da war ich wirklich sprachlos. Kein Telefon, kein Geld, keine Papiere. Aber die Hilfsbereitschaft ist grossartig. Für ein paar Tage bin ich bei ihnen mitgefahren, Bossa Nova hörend durch den Sommerwind zu düsen und den Chicas am Strassenrand zuzuwinken… Die begeisterten Zuschauer fordern Autogramme von jedem, egal ob Rallyefahrer oder Mechaniker, T-Shirts, Caps, Autogramme oder wenn man gar nichts hat, dann doch bitte wenigstens einen kleinen Kuss…das ist Südamerika 😉
Unterwegs habe ich Mathias Schmid getroffen. Er reist rund um die Welt auf dem Motorrad und ist von den USA quasi im Racetempo hier runter gefahren, um die Rallye zu begleiten. Auf www.globalbiking.com kann man sicher über viele seiner Erlebnisse lesen. Mathias, dir auch „all the best“ for your trip.
Mittlerweile sitze ich im dritten Fahrzeug, um die Rallye zu begleiten und den Service für Laurent zu machen. Nach den lustigen Brasilianern war ich bei den Franzosen von 100% Sud Ouest dabei, sitze ich jetzt im Service Truck der Swedish Armed Forces. So hatte ich schon die Gelegenheit, Patrick, den Mechaniker von Pal Anders Ulevalsütter, über die Besonderheiten an den Rallyebikes und Tipps für meinen nüchsten Trip zu erkundigen. Da Laurent immer erst recht spüt in die Camps kommt… (in Mendoza habe ich bis nachts um Drei auf ihn gewartet, ehe ich Schlafen gegangen bin…er kam um Sieben Uhr und ist gleich weiter gefahren…) habe ich Zeit, um im Camp rumzulaufen, mit Leuten zu quatschen und mir verschiedene Rallyebikes anzusehen. Eine gute Gelegenheit, die ich für die Vorbereitung für die nüchste Dakar nutze, denn die Orga hat mir schon gesagt, sie hoffen, mich beim nüchsten Mal wieder zu sehen. Und das wird ziemlich sicher wieder in Südamerika sein.
Wer wollte das nicht schon mal….Platz nehmen auf Robby Gordons Sitz im Hummer… ich hatte dazu gestern abend die Gelegenheit. Sein Beifahrer Andy Grider, den ich noch von den Romanicas kenne, hat mir alles erklürt, ich durfte mit den Knöpfen spielen und das coole Ein- und Aussteigen üben. Für heute abend ist eine kleine Tour zum Tanken geplant. Glücklicherweise ist der Weg dorthin offroad 😉 Ich denke, da bekomme ich eine kleine Vorführung, wie cool das Auto ist.
Für Laurent war es wieder einmal eine lange Nacht. Er kam erst gegen drei Uhr ins Bivouac und hat beschlossen, heute nicht mehr zu fahren. Für ihn waren es harte Tage aber auch eine tolle Erfahrung, wie langsam auch immer, bis hierher gekommen zu sein. Die Etappe Copiapo-Copiapo findet heute also ohne ihn statt. Die Strecke wurde um knapp 200 km gekürzt, der Start heute morgen aber auch schon mehrfach verschoben, da es so bewölkt ist, dass die Helikopter nicht fliegen können. Mal sehen, wann sie los dürfen und vor allem, ob die LKW starten dürfen, denn es gibt heute eine zwei Stunden Pause zwischen den Klassen. Für die Trucks bedeutet das, sie fahren voll in die Nacht hinein.
Morgen und übermorgen gibt es dann die Marathonetappe, auf der das größte Problem der Biker die Reifen sein werden. Haben sie bisher jeden Tag getauscht muss der Hinterreifen nun zwei Tage halten. Wir freuen uns hier schon alle sehr auf Cordoba, sollen die Zuschauerzahlen dort alles bisher erlebte noch einmal vervierfachen. Unvorstellbare Zahlen. Ich bin sehr gespannt, wie es dort abgeht.