Enduro- Training mit Tina Meier

Hier lest Ihr den Bericht eines Teilnehmers. Danke für den sehr persönlichen Einblick.

Wie einige sicher wissen besitze ich noch ein Wintermopped nämlich eine X-Öl (XL500R), Baujahr 1982, also dieses Jahr man gerade 30 Jahre alt geworden. Ich liebe dieses Mopped und bin auch Mitglied im Club der sich dem Erhalt dieses Fahrzeugs verschrieben hat.

Nun ergab es sich, dass ein Bekannter Tina Meier (Euch ist sie von der Paris- Dakar, Wien- Breslau oder Anatolia- Ralley bekannt) kennt und sie überreden konnte mit uns und unseren Eisenhaufen ein Endurotraining zu veranstalten.
Gesagt, getan, da bin ich dabei! So war es und der Tag rückte immer näher, als Treffpunkt am Samstag den 21.07.2012 war eine Waldwegkreuzung mit GPS- Koordinaten ausgemacht. Es handelt sich um ein privates Gelände mit dem Namen Sharky`s Garden südlich vom Truppenübungsplatz Munster.

Das Mopped war vorbereitet, ich wollte Freitag Abend los und in Fassberg ne Übernachtung einlegen um morgens frisch ins Geschehen eingreifen zu können, leider hat der Gott der Abwässer dieser Planung einen Strich durch die Rechnung gemcht denn alle Grundleitungen im Haus wie auch in den Nachbarhäusern war verstopft und die Scheiße stand in der Schüssel. Ich will nicht lang drumrumreden, der Saugwagen verließ um 23.30 Uhr das Grundstück. Also war frühes Aufstehen angesagt.

So nun im Gelände angekommen lacht die Sonne und alles ist S A N D und M A T S C H! Mein Horror!! Na ja dann fällt man eben weich.

Als erstes gab es ein kurzes Kennenlernen zwischen Tina und uns, jeder durfte auf ein Kärtchen schreiben was er am liebsten lernen wolle bzw. wovor er am meissten den Schwanz einzieht, Karten in nen Topf, wieder verteilt und dann vorgelesen und besprochen. Na ja, es kam so ziemlich alles, Sand, Matsch, Steil hoch- und runter, Anlieger, Sprünge.
Nun wurden alle neu erworbenen Brustpanzer, Endurostiefel, Kieschützer angelegt und es ging los. Häääää, was hat Sie gesagt????? Wir fahren heute nur im stehen? Hallo, ich werde 50, mein Mopped und ich sind fast 80!!!!! Aber unerbittlich mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass Widerworte sinnlos sind. Ich muss noch dazwischenwerfen, dass unsere 12- köpfige Gruppe zur Hälfte aus Greenhörnern wie mir und der Rest aus Leuten die schon Wettbewerbe gefahren sind, bestand.

Also los, Moppeds an, hinstellen und losfahren, rein in den Kiefernwald von Süddänemark. Bis jetzt dachte ich es geht nur durch den Wald auf mehr oder weniger befestigten Wegen, Pustekuchen: eine reinrassige Motocrossstrecke und parallel eine Enduro- Wettbewerbsstrecke schlängelte sich durch den Wald wo die Bäume meines Erachtens viel zu eng standen. Aber ich hatte Glück, es gab nicht nur Sand, es gab auch Matsch zum Abkühlen von Mensch und Maschine.

Leider ist das Gelände so weitlüufig, das unser Fotograf (nach drei Runden waren bei seinem Mopped sowohl der Brems- wie auch der Ersatzbremshebel zerbrochen) nur an exponierten Stellen Fotos machen konnte, die schlimmsten Stellen werde ich für mich behalten müssen, sie werden als Alpträume meine Nächte versüßen.

Nach 2 Runden taten mir schon alle Muskeln weh, immer dieses Rauf und runter, entweder steckte das Vorderrand bis zur Nabe im Sand oder es war deutlich darüber, durch die Schlammlöcher eierten wir mehr oder weniger unelegant in alle Richtungen. Glück hatten die,welche nach rechts oder links zwischen die Kiefern geschleudert wurden, da gabs wenigstens halbwegs festen Boden. Da stimmt was nicht, ab zum ersten Wasserfassen (Ihr glaubts nicht, nix Spezi: Wasser!)

Was fahrt Ihr denn für nen Luftdruck war die große Frage der Grande Dame? Na Ja so 1,5, 1,7, 2,0 Bar war die mehr oder weniger einhellige Antwort, na da haben wir uns aber was anhören können. Sie meinte 0,6- 0,7 Bar, wir einigten uns auf 0,8 Bar (man gibt ja nicht kampflos auf)

Nun denn wieder rauf auf die Schlammonster, hallooooo Ihr sollt stehen. Aber es stellte sich der Ah- Effekt ein, mit dem geringen Luftdruck gings um Welten besser durchs Geläuf, die Ausflüge ins Fichtendickicht, das hier aus Kiefern bestand, wurden weniger. Meine erste Runde komplett stehend (auch durch den Schlamm) wurde absolviert.

Man wurde übermütig und die Mopped litten, Hebel vielen den Stürzen zum Opfer, Blinker hingen fast bei allen nur noch an den Kabeln und baumelten im Wind. Es vergingen keine 3 Runden wo nicht ein Hebel den Waldgöttern geofert wurde.
Eine XR500 begrub den Fahrer im Schlammloch und soff total ab, wir haben nachher bestimmt 2- 3 Liter Wasser aus dem Auspuff laufen lassen.

Endlich Mittag, Gulaschsuppe wurde gereicht und Wasser konsumiert, zum Ende der Pause schmeckte dann auch schon wieder ne Zigarette.
Was würde ich darum geben wenn mein Mopped jetzt nicht mehr anspringen würde! Pech gehabt, sie lief, also wieder los auf eine neue Strecke. Hey, Dich da vorn krieg ich, im Schlammloch will ichs wissen, Vollgas. Als ich aufgewacht bin hing ich in ner Jungfichte, Lenker vorm Stamm, Fussrasten dahinter, ich die Fichte im Arm. Absteigen, trockenen Platz für den Helm suchen, Handschuhe aus, Lage peilen. Habt Ihr schon mal versucht sich liebende zu trennen? Und das im Schlamm? Na ja ein Gutes hatte die Sache, jetzt sprang meine XL erst mal ne 1/4 Stunde lang nicht an, danke für die Pause. Vollgas und beherzt kicken und sie schrie wieder in den Wald, obwohl ich bezweifele, dass mein beherztes Kicken schon lange nicht mehr die Kraft hatte wie am Morgen.

Hmm jetzt hab ich die Bremsübungen bergab verpasst, naja, bremsen wird überbewertet, nun gehts über Baumstümme, ha reine Formsache, annühernd peenuts.
Ab zum Wasserfassen, wurde ja auch Zeit. Wo bleibt Tina denn? Oh oh, uns schwant Unheil, welches in Form einer erst kürzlich gefahrenen Wettbewerbsstrecke auf uns wartete, gefühlte 20 cm breit, steil hoch und runter, Kurven gabs nicht, es ging auf der Stelle gedreht wieder hoch. Wirklich, es kam mir vor als ob die Kurven enger waren als mein Mopped lang. Stehen hab ich auf dieser Strecke schon lange aufgegeben, hab ich noch draufgesessen? Nö, nicht wirklich, die Beine wurden irgendwie hinterhergeschleift, nur noch leben wollen. Und geschafft!! Hut ab, Inge Meisel, schoss es mir durch das was morgens noch mein Hirn war, du bist durch! Man bin ich stolz auf mich, oder besser auf uns (meine geliebte XL hat durchgehalten und mir im Stillen nachher geflüstert, dass sie noch nicht am Ende wäre)

Zum Abschluß noch schnell 2 Ründchen durch die Vormittagsrunde gehuscht und schon war der Tag rum.

Dies schreibe ich nun heute, einen Tag danach, ich bin dem Sterben näher als dem Leben, mir tun selbst Muskeln weh die ich gar nicht habe, vom Stuhl aufstehen geht nur mit Hilfe bekannter Personen, Arme heben geht nur mit Absenken des Oberkörpers, aber:
ich würde es wieder machen, nicht morgen, aber nächsten Monat sicher.